Coaching bedeutet im eigentlichen Sinne, dass der Coach seinen Klienten dabei unterstützt und führt, so dass dieser zu seiner individuellen Frage oder Situation eine für ihn schlüssige und akzeptable Lösung erarbeitet - Getreu dem Motto:"Der Kunde ist kundig!"
Ein Coaching ist keine Beratung und dem Klienten werden auch keine vorgefertigten Lösungsansätze präsentiert, sehr wohl wird ein Coach seinem Klienten sicherlich hin und wieder mal eine Idee oder Anregung im Sinne der Lösungsfindung anbieten, wenn der Klient gfs. einmal nicht weiterweiß.
Bei einem Coaching steht an sich immer das "Problem" bzw. die angestrebte Lösung im Vordergrund.
Die Art und Weise wie ein Coach Probleme konzeptualisiert, bestimmt im hohen Ausmaß den Inhalt des Coaching Prozesses. Was als Problem zu betrachten ist, definiert wesentlich der Coach. Entgegen der herkömmlichen Auffassung, dass der Coach das Problem des Klienten durch tiefenpsychologische Analysen ergründen kann, geht man davon aus, dass das Problem der Klage des Klienten entspricht. Da es im systemischen Ansatz kein Modell von „richtig“ gibt und daher auch keine „richtige“ Wahrnehmung des Problems durch den Coach, ist es ein wesentlicher Bestandteil dieser systemischen Arbeitsweise, nur das aufzugreifen, was der Coachee beklagt.
So fragwürdig und unerwünscht dem Coach ein Aspekt im Leben des Klienten erscheinen mag, Gegenstand des Coachings ist und bleibt die Klage des Coachees. Auf diese Weise vermeidet man, die Grenzen und damit die Autonomie des Klienten zu überschreiten und ihn von einem Problem „therapieren“ zu wollen, das er nie vorgebracht hat. Auch fordert man keine Motivation für Veränderungen, die der Coachee nicht fokussiert hat. Das Interesse gilt weniger den Erklärungen als vielmehr den Beschreibungen der Problemmuster. Das Coaching gilt demzufolge als beendet, wenn der Coachee seine Klage betreffend eine Verbesserung erfahren, nicht jedoch, wenn er nach der Auffassung des Coachs bedeutende Veränderungen vorgenommen hat.
Systemisches Coaching
Coaching (aus dem englischen: „Training“, im Sinne von „Bewegen“ und „Lenken“) ist eine Form individueller Prozessberatung im privaten wie beruflichen Umfeld mit Blick auf die Ebene der Organisation, der Rolle, der Funktion, der Person und der individuellen Persönlichkeit. Ziel ist es, die individuellen Vorhaben sowie die persönlichen Kompe- tenzen des Klienten und die Anforderungen der Organisation an ihn als Funktionsträger zu reflektieren und zu einer Integration zu führen.
Die Ziele des Coaching werden ausschließlich vom Klienten bestimmt, der in der Regel aufgrund von Spannungssituationen innerhalb des privaten oder beruflichen Umfeldes den Coach frei wählt und auch finanziert. Aber auch persönliche Konfliktsituationen, die die Leistungsfähigkeit einschränken, oder Veränderungswünschen auf Seiten des Klienten können Anlass für ein Coaching sein.
Systemisches Coaching verfolgt das Ziel, die Selbstorganisationsfähigkeit des Klienten wieder herzustellen, und knüpft dabei in direkter Weise an sein Handlungspotential an. Der aktiv Handelnde entscheidet sich für einen bestimmten Schritt, zeigt eine ganz bestimmte Verhaltensstrategie gegenüber anderen - und verzichtet damit (unbewusst) auf andere Möglichkeiten, die er hätte wählen können. Das kann in Sackgassen führen. Systemisches Coaching erschließt dem Klienten dann neue Ideen und Handlungsoptionen - ganz im Sinne des ethischen Imperativs von Heinz von Förster: "Handle stets so, dass die Anzahl der Möglichkeiten wächst!".
Die persönlichen Zielsetzungen und Entscheidungen des Klienten sind meist eng mit dem organisatorischen Umfeld vernetzt, so dass eher eine systemische als eine individuumszentrierte Sichtweise hilfreich ist: Der Kontext und seine Vernetzung rangieren hier vor den psychologischen Eigenschaften. Das legt nahe, die Organisationsstruktur und die Unternehmenskultur neben den persönlichen Ressourcen und Kompetenzen des Klienten entscheidend zu berücksichtigen. Denn im Rahmen der Organisation oder sonstiger Kontextbedingungen eröffnen sich Möglichkeiten oder stellen sich Hindernisse für eine befriedigende Entwicklung.
Zu einem guten Coaching gehört es, mit dem Klienten die zu erwartenden Auswirkungen von gewünschten Veränderungen zu prüfen und ihre Bedeutung für das berufliche und familiäre Umfeld des Klienten zu reflektieren, um so über einen längeren Zeitabschnitt einen erfolgreichen Veränderungsprozess zu gestalten. Die erlebte Zufriedenheit des Klienten mit dem Erreichten ist in der Regel ein klares Signal für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen ihm und dem Coach und markiert das Ende vom Coaching-Prozess.
Mentaltraining & Mentalcoaching
Mentaltraining & Mentalcoaching im engeren Sinne ist das gedankliche Durch- spielen von Verhaltensweisen.
Sportler wenden ein solches Mentaltraining & Mentalcoaching zur Optimierung von Bewegungsabläufen an. Chirurgen trainieren die Wege des Skalpells mental. Piloten simulieren ihre Notfallpläne, ge- nauso wie Rettungssanitäter, Sondereinsatzkommandos und Feuerwehrmänner. Selbst Vorstandsvorsitzende und Politiker festigen die „Schlüsselstellen“ einer wichtigen Rede mental. Sie alle wissen, dass eine klare, stabile Struktur die Vorausset- zung für erfolgreiches Handeln in Drucksituationen darstellt. Es gibt Psychologen, die ausschließlich zum Thema „Hand- lungspläne“ beraten. Und tatsächlich verschwinden viele der unangenehmen Begleiterscheinungen wie Angst, Nervosität, Stress und Blockaden oft ganz von allein, wenn man weiß, was zu tun ist.
Wir kennen allerdings hierzu auch Ausnahmen! Im Sport spricht man vom „Trainingsweltmeister“-Phänomen: Der Sportler weiß eigentlich genau, was er zu tun hat (die mentale Struktur seiner Bewegungsabläufe ist sehr stabil, was man mit geeigneten Methoden, z. B. dem SPLIT-Verfahren, sogar nach- weisen kann), und trotzdem überkommt ihn im Wettkampf eine blockierende Nervosität, die sich bis zu regelrechten Panikattacken steigern kann. Hier reicht das Mentaltraining & Mentalcoaching im engeren Sinne nicht mehr aus, sondern es muss ganzheitlich beraten werden.
Mentaltraining & Mentalcoaching im weiteren Sinne bezeichnet die Optimierung der gesamten menschlichen Informationsverarbeitung: Wahrnehmung, Denken, Gefühle, Verhalten, Gedächtnis. Hier steht der bewusste Umgang mit Umweltreizen und eigenen
Gedanken und Gefühlen im Vordergrund. Viele Probleme, Blo- ckaden, unangenehme Zustände lösen sich von selbst, wenn die Ursache bewusst wird, zumindest wird deren Bewältigung überhaupt erst ermöglicht, oder wie es sprichwörtlich heißt: Gut befundet ist schon halb geheilt. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von unbewussten, in- tuitiven, „esoterischen“ und trivialen Mentaltechniken, auf die jeder Mensch natürlich ganz anders anspricht, die aber letztlich eine schöne Bereicherung unseres Lebens sein können: jonglieren, Kontakt zu Tieren suchen, Thermalbad, barfuß im Sand gehen, mit halber Geschwindigkeit essen usw. usf..
Ziele des Mentaltraining & Mentalcoachings sind Leistungssteigerung, Verbesserung der Informationsverarbeitung, Verbesserung der Lebensqualität, Verhaltensoptimierung sowie ein positiver Einfluss auf das seelische Gleichgewicht.
Die Grenzen des einfachen Mentaltraining & Mentalcoachings sind dort erreicht, wo
die Anwendung mentaler Techniken auch nach längerem Training keine Wirkung zeigt. Beispiel Prüfungsangst: Oft liegt es „nur“ an der falschen Lernmethode, die in der Prüfung dieses Gefühl hervorruft, nicht ausreichend vorbereitet zu sein. Die Folge ist Angst. Für die nächste Prüfung greift der Schüler nun zu speziellen Mentaltechniken: Lernroutinen, Gedächtnistraining, Umgang mit Stress. Wenn sich dann vor und während der Prüfung die Angst sogar noch verstärkt und es zu einer regelrechten Blockade kommt, reicht einfaches Mentaltraining nicht mehr aus, sondern es muss tiefer erforscht werden, woher die Angst eigentlich kommt. In etwa 89 % der Fälle genügt einfaches Mentaltraining & Mentalcoaching, um die gewünschten Effekte hervorzurufen (vgl. Willis 2002). Anders formuliert: In etwa 11 % der Beratungsanlässe muss therapeutisch gearbeitet werden.
Für viele Menschen ist es schwierig, sich auf eine therapeutische Behandlung einzulassen. Werden die gleichen therapeutischen Verfahren jedoch unter der Bezeichnung „mentales Training“ angeboten, erhöht dies die Akzeptanz der Behandlung, weil der Begriff im Gegensatz zu „Psychotherapie“ nicht mit psychischer Erkrankung verbunden wird.
In der Praxis sieht es zunehmend so aus, dass therapeutische Methoden Einzug in das „einfache“ Mentaltraining & Mentalcoaching halten und umgekehrt Methoden aus dem Mentaltraining & Mentalcoaching zunehmend in der therapeutischen Praxis Anwendung. Es entsteht eine Atmosphäre des wechselseitigen Wissenstransfers, die letztlich für beide Seiten gewinnbringend ist. (Quelle: Das Lexikon der Mentaltechniken, 2. Auflage, 2011)